Stoffliche und energetische Nutzung von Biomasse

Foto: ATB

Schlüsselübergabe: ATB übernimmt Forschungsstandort Marquardt

Das ATB übernimmt den Forschungsstandort Marquardt (Foto: Grimm/ATB)

Udo von Kröcher, Präsident des Bundessortenamtes (rechts) übergibt den Forschungsstandort Marquardt an ATB-Direktor Reiner Brunsch. (Foto: Grimm/ATB)

30. Juni 2015: Das Leibniz-Institut für Agrartechnik übernimmt am 1. Juli 2015 vom Bundessortenamt ein 26 Hektar großes Gelände im nordwestlich von Potsdam gelegenen Marquardt. Udo von Kröcher, Präsident des Bundessortenamtes, übergab heute vor Ort den Standort offiziell an das ATB zur weiteren Nutzung für die Forschung.

„Ich freue mich, dass die vielen Bemühungen nun belohnt werden und der Standort Marquardt nach dem Rückzug des Bundessortenamtes zukünftig als Forschungsstandort für Agrarwissenschaften in alleiniger Trägerschaft des ATB genutzt werden kann. Zwischen beiden Einrichtungen gibt es dort bereits eine mehrjährige Partnerschaft“, betonte der Präsident des Bundessortenamtes Udo von Kröcher. „Somit wird die Tradition des Anbaus pflanzlicher Kulturen an diesem dafür optimal ausgestatteten Standort weitergeführt. Auch für einige Mitarbeiter des Bundessortenamtes wird die Arbeit in Marquardt – nun für das ATB - weitergehen. Mit der heutigen Schlüsselübergabe übergeben wir den Standort Marquardt an das ATB, dem wir für die geplanten Forschungsaktivitäten allzeit viel Erfolg wünschen.“ 

Für das ATB eröffnen sich mit dem Marquardter Versuchsgelände neue Möglichkeiten insbesondere zur Bearbeitung langfristig angelegter Forschungsfragen. Wie wirkt sich der Klimawandel auf landwirtschaftlich und gartenbaulich genutzte Standorte Brandenburgs aus? Mit welchen Verfahren des Wasser- und Bodenmanagements lassen sich auf nicht zu bewässernden Flächen sicher und dauerhaft Erträge erzielen? Geplant sind beispielsweise Untersuchungen zur Wirkung unterschiedlicher Düngungs-, Bewässerungs- und Bodenbearbeitungsverfahren auf die Emission von Treibhausgasen beim Anbau von Ackerkulturen. Auch die Wirkung von Biokohle auf Boden und Pflanze zählt zu den Forschungsfragen, die seit Längerem am ATB bearbeitet werden und jetzt durch Feldstudien vertieft werden können. 

„Wir übernehmen heute eine exzellent geführte und gut ausgestattete Anlage, die uns die nötige Planungssicherheit bietet und für unseren systemischen Forschungsansatz ideal ist“, so Prof. Dr. Reiner Brunsch, Direktor des ATB. „Wir haben hier Möglichkeiten, Forschungsthemen gezielt zu verknüpfen: Beispielsweise können wir in einem Getreidebestand künftig nicht nur die Nährstoffdynamik im Boden und das Emissionsgeschehen messen, wir können dort auch neuartige Sensoren zur Erfassung des Pflanzen- und Bodenzustands testen.“ 

Schon seit einigen Jahren nutzt das Institut einen Teil des Areals für seinen TechnologyGarden: Intensive Messungen aktueller Wetter-, Boden- und Pflanzenparameter mit Hilfe verschiedener Sensorsysteme dienen der Entwicklung neuer Verfahren für den präzisen Obstbau (Precision Fruticulture). „Unsere bisher mit Pflaumenbäumen durchgeführte Forschung werden wir künftig auf Süßkirschen- und Apfelbäume erweitern - relevanten Obstkulturen auch für das Land Brandenburg. Baumspezifische Informationen sollen helfen, das Management von intensiv bewirtschafteten Dauerkulturen in Zukunft bedarfsgerechter durchzuführen und beispielsweise bei Bewässerung und Düngung Resourcen – und damit auch Kosten - zu sparen“, umreißt Prof. Dr. Manuela Zude Forschungsaufgaben und -ziele. Neben mobilen und stationären Pflanzen- und Bodensensoren werden auch Fernerkundungssensoren und -verfahren für den Präzisen Ackerbau in Marquardt entwickelt und erprobt werden. „Wir sehen großes Potenzial, diesen Standort gemeinsam mit Partnern im Rahmen regionaler wie auch transnationaler Forschungsprojekte zu nutzen“, so die Potsdamer Wissenschaftlerin. 

Die neuen Forschungsaufgaben im Feld können erst ab 2016 in Angriff genommen werden. Zuvor muss ein Teil des bislang von Obstbaumreihen bestandenen Areals für die ackerbauliche Nutzung vorbereitet werden, d.h. Flächen müssen umgebrochen, hinsichtlich ihrer Bodeneigenschaften analysiert und durch gezielte Düngung und den Anbau von Zwischenfrüchten homogenisiert werden. Drei technische Mitarbeiter des Bundessortenamtes, die das ATB übernehmen konnte, werden dank ihrer landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Erfahrung auch diese Aufgaben in Marquardt kompetent wahrnehmen. 

Die Gebäude werden bereits im Herbst 2015 bezogen. Unter anderem wird die Forschergruppe um Dr. Birgit Rumpold und Dr. Oliver Schlüter in den erst 2005 umfänglich erneuerten Gebäuden Versuchsanlagen zur Produktion und Aufbereitung von Insekten einrichten. Ihr Ziel: das Potenzial von Insekten als alternative Proteinquelle zu untersuchen. 

Die Schließung der Außenstelle des Bundessortenamtes war 2012 von der Bundesregierung beschlossen worden. Politiker, Ministerien und Verbände hatten sich in der Diskussion um die weitere Nutzung des 26 Hektar großen Geländes nahe der B 273 in Marquardt engagiert und für ein Weiterführen als Forschungsstandort und die Übernahme der Liegenschaft durch das Leibniz-Institut für Agrartechnik ausgesprochen. 

Kontakt:   

Benjamin Trost  –  Leiter des Forschungsstandorts Marquardt                 
Tel.: 0172 31 56 730, E-Mail: btrost@spam.atb-potsdam.de                                  

Helene Foltan  –  Öffentlichkeitsarbeit                 
Tel.: 0331 5699-820, E-Mail: hfoltan@spam.atb-potsdam.de

Das Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e. V. (ATB) ist ein europäisches Zentrum agrartechnischer Forschung an der Schnittstelle von biologischen und technischen Systemen. Unsere Forschung zielt auf eine wissensbasierte Bioökonomie. Hierfür entwickeln wir hochinnovative und effiziente Technologien zur Nutzung natürlicher Ressourcen in landwirtschaftlichen Produktionssystemen - von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung.

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