Stoffliche und energetische Nutzung von Biomasse

Foto: ATB

Wiederentdeckt: Wandplastik von Werner Nerlich

Plastik von Werner Nerlich auf dem ATB-Campus (Foto: Foltan/ATB)

Nerlich Plastik am Giebel des Hauptgebäudes. Aufnahme aus den 70er Jahren (Foto: ATB)

Eine Wandplastik des Potsdamer Künstlers Werner Nerlich wurde am ATB bei Aufräumarbeiten wieder entdeckt. Das Objekt ist ein kulturelles Zeugnis der DDR-Geschichte und erhielt jetzt einen neuen Platz auf dem ATB-Campus. 

Die vermutlich in den 1960er Jahren entstandene Plastik zierte lange Zeit den Giebel über dem Eingang des Institutshauptgebäudes. In der Wendezeit wurde sie entfernt. 

Im Zeitalter der wissenschaftlich-technischen Revolution sollten im Sozialismus Kunstwerke politische Botschaften vermitteln und Utopien des Fortschritts illustrieren. Auch der bildende Künstler Werner Nerlich sah sich damals dem Aufbau einer ‚neuen Kultur‘ verpflichtet und unterstützte mit seinen Werken die ‚Traumfabrik Sozialismus‘, bevor er sich in den 70er-Jahren mit seiner künstlerischen Tätigkeit vom sozialistischen Realismus abwandte.

Für das Bornimer Forschungsinstitut hat Werner Nerlich die Köpfe zweier Menschen im Profil, Mann und Frau oder Forscher und Forscherin, aus flachen Metallbändern vor einem kreisförmigen Metallrelief geformt. Ihre Augen blicken visionär in die selbe Richtung: nach links. Symbole einer Getreideähre und des Atommodells verweisen auf Fortschritte in der Forschung und sind möglicherweise als Verweis auf die ‚Grüne Revolution‘ zu sehen. In den 1960er Jahren wurden durch Errungenschaften der Agrarforschung, neuen Anbaumethoden und Hochleistungs- bzw. Hochertragssorten Rekorderträge erzielt. Der über der Plastik thronende Stern kann als ‚Leitstern Sozialismus‘ gelesen werden.

Werner Nerlich wirkte als Maler, Grafiker, Fachschuldirektor und Kulturfunktionär in Potsdam. Werke seiner baugebundenen Kunst zierten und zieren noch heute Gebäude in Potsdam. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Figur einer Badenden an der ehemaligen Schwimmhalle auf dem Brauhausberg (heute Blu), das 1966 für das Tanzfoyer des ehemaligen Kulturhauses geschaffene Wandbild (heute im Potsdam Museum), das Olympia-Wandbild mit Friedenstaube an der Mensa der Ruderer im Luftschiffhafen, die Glockenstele auf dem Alten Friedhof sowie das Wappen der Stadt Potsdam.

Werner Nerlich wurde 1915 in Nowawes, dem heutigen Babelsberg, geboren. Er studierte Kunst bei Hans Orlowski und Max Kraus in Berlin, wurde aber nach dem Abschluss sofort zum Militär eingezogen. 1943 im Kessel von Stalingrad lief Nerlich zur Roten Armee über und war ab Juli 1944 für das Nationalkomitee Freies Deutschland im Fronteinsatz tätig, wo er u.a. Plakate und Flugblätter gegen Hitlerdeutschland entwarf. Nach dem Krieg engagierte er sich nolens volens auch in der Diskussion und Gestaltung der Kulturpolitik der DDR und übernahm auch administrative Aufgaben in Potsdam und auf Landesebene. Gemeinsam mit seinem Freund Otto Nagel initiierte er Kunstveranstaltungen wie Ausstellungen in der Villa Kellermann oder im Potsdamer Marstall. Ab 1973 beschäftigte sich Nerlich ausschließlich mit seiner Kunst. Nerlich gilt heute als einer der prominentesten Grafiker, Plakat- und Schriftgestalter der DDR. Er schuf Zeichnungen und Aquarelle, Gebrauchsgrafiken und baugebundene Kunst. Werner Nerlich starb am 15. September 1999 in Potsdam.

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