1. Dez. 2016: Auf Einladung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) trafen sich diese Woche am Potsdamer Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) internationale Experten und Europäische Fördergeber aus 21 Ländern zu einem gemeinsamen Workshop der drei ERA-Nets SusAn, ERA-GAS and ICT-Agri. Ziel war es, vordringlichen Forschungsbedarf zur Minderung von Treibhausgasemissionen aus der Tierproduktion zu diskutieren und Schwerpunkte für gemeinsame Förderausschreibungen abzustimmen.
Der gemeinsame Workshop der drei ERA-Nets stand unter dem programmatischen Titel „Intelligente Verfahren zur Minderung von Treibhausgasemissionen aus der Tierproduktion“. Die Teilnehmer diskutierten den Forschungsbedarf und die Schwerpunkte für kommende gemeinsame Förderausschreibungen. Das Zusammenwirken dreier ERA-Nets mit dem Ziel einer gemeinsamen Ausschreibung stellt ein Novum dar. Die drei Initiativen nutzen Synergien ihres jeweiligen transdisziplinären Ansatzes, um gemeinsam Forschung zur Minderung von Emissionen aus der Tierhaltung zu fördern.
Mehr als 100 Länder haben sich 2015 im Pariser Klimaabkommen COP21 dazu verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen zu verringern. 2014 hatten die weltweiten THG-Emissionen aus der Landwirtschaft mit 5,25 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalenten ein Allzeithoch erreicht (FAO, Juni 2016). Die europäische Landwirtschaft muss sich der Umsetzung des Klimaabkommens stellen und Wege finden, ihren Ausstoß an Klimagasen zu verringern. Gleichzeitig muss sich die Agrarproduktion auch an den Klimawandel anpassen.
Die Herausforderung besteht darin, Maßnahmen zu entwickeln, die sowohl Emissionen mindern als auch eine Anpassung an das sich ändernde Klima ermöglichen. Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasen aus der Tierhaltung müssen zudem an das Tierwohl gekoppelt sein. Für diese komplexen Fragestellungen soll die Forschung nun verstärkt Lösungsansätze erarbeiten.
SusAn (ERA-NET on Sustainable Animal Production Systems) ist ein europäisches Netzwerk, das Forschung in allen Bereichen der Nachhaltigkeit der Tierhaltung fördert – Ökonomie, Umwelt und Gesellschaft. ERA-GAS (Greenhouse Gas Monitoring and Mitigation in Agri- and Silviculture) hat zum Ziel, Forschung und Innovation im Bereich der Treibhausgasemissionen und -minderung aus Land- und Forstwirtschaft zu stärken. Im Fokus von ICT-Agri 2 (Information and Communication Technologies and Robotics for Sustainable Agriculture) steht der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie und Robotik, um Forschungsprojekte für eine ressourceneffiziente, digitalisierte und wettbewerbsfähige Landwirtschaft zu fördern.
Das ATB war und ist an verschiedenen ERA-Net Projekten beteiligt, davon zweimal in koordinierender Funktion. Im Projekt OptiBarn, das im Rahmen eines Cofund ERA-Net der JPI FACCE gefördert wird, arbeiten Forscher derzeit an der Optimierung des Stallklimas in freigelüfteten Milchviehställen unter veränderlichen klimatischen Bedingungen. Im „smarten Stall“ der Zukunft soll das Innenklima automatisch intelligent reguliert werden. Die Datengrundlage hierfür liefern verschiedene Vitalparameter der Tiere, die mit Hilfe von Sensoren erfasst werden, sowie aktuelle Wetterdaten. Die beiden im ERA-Net ICT-Agri angesiedelten Projekte 3DMosaic und USER PA zielen auf die Entwicklung von Technologien für den Präzisions-Gartenbau.
ERA-Nets bieten Forschungsmöglichkeiten, die weit über die der nationalen Forschung hinausgehen: Sie bündeln herausragende nationale Forschungskompetenzen und Infrastrukturen und bringen Erfahrungen und Expertise aus unterschiedlichen Regionen zusammen. „Diese für Europa typische Verschiedenheit gilt es bei der Erarbeitung von Lösungsstrategien für die Tierhaltung zu berücksichtigen. Das geht nur in ERA-Nets mit Partnern aus vielen Ländern“, ist ATB-Wissenschaftlerin Dr. Barbara Amon überzeugt, die als Expertin für Deutschland am Workshop teilnahm.
ERA-NET-Aktivitäten verfolgen das Ziel, durch die Zusammenarbeit zwischen nationaler und regionaler Forschungsförderorganisation die Forschungsförderung enger aufeinander abzustimmen und damit die wissenschaftliche Kompetenz Europas zu bündeln. Ein ERA-Net Konsortium bildet sich aus nationalen Fördergebern und Projektträgern aus mehreren EU Mitgliedstaaten mit dem Ziel, zu einem thematischen Schwerpunkt Forschungsprojekte zu fördern. Es erstellt ein gemeinsames strategisches Forschungsprogramm und erarbeitet Förderausschreibungen. Die EU-Kommission unterstützt finanziell die Koordinierungsaktivitäten der ERA-Net Konsortien und stockt bei Bedarf deren Förderbudget auf (ERA-Net Cofunds).
Kontakt:
Dr. Christiane von Haselberg – Forschungskoordination
Helene Foltan – Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB) ist ein national und international agierendes Forschungszentrum an der Schnittstelle von biologischen und technischen Systemen. Die Forschung zielt auf eine nachhaltige Intensivierung. Hierfür analysieren, modellieren und bewerten wir bioökonomische Produktionssysteme. Wir entwickeln und integrieren neue Technologien und Managementstrategien für eine wissensbasierte, standortspezifische Produktion von Biomasse und deren Nutzung für die Ernährung, als biobasierte Produkte und Energieträger – von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung. Damit tragen wir bei zur Ernährungssicherung, zum Tierwohl, zur ganzheitlichen Nutzung von Biomasse und zum Schutz von Klima und Umwelt.