Stoffliche und energetische Nutzung von Biomasse

Foto: ATB

„Naturwissenschaftliche Forschung und historische Gärten“ – Zwischen Kultur, Natur und Verantwortung

Cover des Buches "Historische Gärten und Gesellschaft"

Historische Gärten als Kulturdenkmäler benötigen intensive Pflege. Durch zunehmende Wetterextreme infolge des Klimawandels sind Parkanlagen, Gärten und ganze Kulturlandschaften gefährdet. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) hat es sich zum Ziel gesetzt, ihre Anlagen in den kommenden Jahren auf weitgehend klimaneutrale Bewirtschaftung umzustellen. Um anhaltenden Dürren trotzen zu können, sind zudem neue Konzepte zur Verbesserung der Böden notwendig.

Die ATB-Wissenschaftler Dr. Jürgen Kern und Dr. Martin Geyer beleuchten in ihrem Beitrag „Naturwissenschaftliche Forschung und Historische Gärten“ Ansätze, denen vor allem die Nutzung organischer Reststoffe zu Grunde liegt. Die Idee: Statt wie bisher den Holz,- Grün- und Rasenschnitt (jährlich zwischen 100 und 500 m3) ausschließlich zu kompostieren, könnten Teile davon mittels thermochemischer Verfahren in Biokohle umgewandelt werden. Wird diese in den Boden eingebracht, kann sie sich günstig auf den Humus-, Nährstoff- und Wasserhaushalt auswirken.

Bereits seit 2009 forscht das ATB an der Erzeugung und Anwendung von Biokohle. Durch unvollständige Verbrennung können organische Reststoffe karbonisiert (verkohlt) werden. Dabei stabilisieren sich die Kohlenstoffverbindungen und schützen die Reststoffe vor raschem, mikrobiellem Abbau. Neben den klassischen Verfahren wie Pyrolyse und Vergasung existiert eine weitere Methode: die hydrothermale Karbonisierung. Deren Vorteil besteht darin, dass auch organisches Material mit großen Wasseranteilen verkohlt werden kann, ohne vorher getrocknet werden zu müssen.

Torf, welcher aus konventionellen Kultursubstraten kaum wegzudenken ist, setzt durch seinen Abbau große Mengen klimaschädlichen Kohlenstoffdioxids frei. Auch an dieser Stelle schlagen die Forscher den Einsatz von Biokohle vor. In Verbindung mit verschiedenen Naturfasern kann Biokohle ähnlich positive Eigenschaften wie Torf aufweisen und diesen potentiell ersetzen.

In ihrem Beitrag stellen die Wissenschaftler heraus, dass es weiterer Forschung, betriebswirtschaftlicher Betrachtungen und monetärer Unterstützung bedarf, damit diese klimafreundlichen und nachhaltigen Konzepte tatsächlich nutzbar werden, auch für historische Gärten. Als Basis hierfür schlagen sie ein Modellprojekt mit der Stiftung vor.

Der Beitrag „Naturwissenschaftliche Forschung und Historische Gärten“ ist aktuell in der Publikation Historische Gärten und Gesellschaft | Kultur – Natur – Verantwortung erschienen.  Das Buch behandelt aktuelle, interdisziplinäre Erkenntnisse und Impulse rund um historische Gärten und den sorgsamen Umgang mit der Natur. Herausgeber ist die „Stiftung Preußische Schlösser und Gärten“ im Verlag Schnell + Steiner.

Weitere Informationen: Thema Biokohle

Ansprechpartner am ATB: Dr. Jürgen Kern

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