Dr. Welschof war von 1991 bis 1992 Vorsitzender des Gründungskomitees und Gründungsdirektor des Instituts für Agrartechnik Bornim e.V. (ATB), dem heutigen Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie. Am 22. Dezember vollendet er sein 90. Lebensjahr. Wir gratulieren!
Das ATB hat ihm Vieles zu verdanken...
Die politische Wende 1989/1990 bedeutete für die Forschung am Standort Potsdam-Bornim einen vollständigen Neuanfang. Dr.-Ing. Gerhard Welschof hat in dieser Umbruchzeit als Vorsitzender des Gründungskomitees und Gründungsdirektor den Weg des ATB vom frischgegründeten Institut zu einer leistungsfähigen Forschungseinrichtung maßgeblich gestaltet. Unter seiner Leitung gelang der Neuanfang: Die Forschung des Instituts wurde im Hinblick auf Programmatik und Struktur neu organisiert, das zukunftsweisende Forschungskonzept schließlich vom Wissenschaftsrat bestätigt. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Direktorenamt begleitete er die Entwicklung des Instituts als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats von 1993 bis 1999 in beratender Position.
Gerhard Welschof war im elterlichen Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen. Nach seinem Maschinenbaustudium in Braunschweig wechselte er als wissenschaftlicher Assistent 1957 nach Hohenheim. 1962 promovierte er auf dem Gebiet der pneumatischen Förderung an der damaligen Technischen Hochschule Stuttgart.
Etwa zeitgleich wendete er sich Aufgaben in der Industrie zu. Seine sehr erfolgreiche Laufbahn, während der er dem Traktorenbau wesentliche Impulse gab, begann Welschof 1961 als Gruppenleiter für technische Berechnungen bei der International Harvester Company (IHC) in Neuss. Bereits nach zwei Jahren wurde er Chefingenieur Gesamtversuch, 1971 Leiter der Traktorentwicklung, kurz danach Mitglied der Geschäftsleitung und 1976 Mitglied des Worldwide Tractor Commitee des IH-Konzerns.1979 wechselte Welschof zur Klöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD), wurde dort 1984 Entwicklungsleiter für die gesamte Agrartechnik und 1986 in die Geschäftsleitung berufen. Von 1988 bis zu seinem Ausscheiden 1990 war er verantwortlich für den Direktionsbereich strategische Planung.
Dem wissenschaftlichen Nachwuchs hat sich Welschof stets verbunden gefühlt und sein Wissen und seine Erfahrung aus der industriellen Forschung und Entwicklung in zahlreichen Lehrveranstaltungen vermittelt. Ein Wechsel an eine Hochschule kam für ihn jedoch nicht in Frage. 1967 erhielt er einen Ruf nach Weihenstephan auf den Lehrstuhl für Landtechnik, der mit der Leitung der Landesanstalt verbunden war. Er nahm den Ruf nicht an.
Zur beeindruckenden Bilanz seines Lebenswerkes zählt auch die engagierte Mitwirkung in verschiedenen Gremien. Von 1970 bis 1992 war er Beiratsmitglied der VDI-Fachgesellschaft Agrartechnik, später deren Vorsitzender und im Vorstand. Von 1981 an war er Mitglied im Kuratorium der FAL, von 1986 bis 1990 im Vorstand der LAV, von 1993 bis 1997 im Präsidium des KTBL. In der VDI Gesellschaft Agrartechnik übernahm er 1992 nach Prof. Matthies und Prof. Göhlich den Vorsitz. Mit Weitsicht gestaltete er erfolgreich die Zusammenführung der Max-Eyth-Gesellschaft für Agrartechnik (MEG) und der VDI-Gesellschaft Agrartechnik 1994.
Für seine Verdienste erhielt Dr.-Ing. Gerhard Welschof 1996 als dritter Landtechniker nach Prof. Dr. G. Fischer (1940) und Prof. Dr.-Ing. H. J. Matthies (1989) das Ehrenzeichen des VDI.
1993, in seiner Abschiedsrede am ATB, formulierte er fünf Thesen zum wissenschaftlichen Selbstverständnis, die von ihrer Aktualität nichts eingebüßt haben. "Du musst laufen, um mindestens auf der Stelle zu bleiben, sonst fällst Du zurück" gilt heute mehr denn je. Bestehende Ziele seien immer wieder zu hinterfragen und zu diskutieren, Kooperationen impulsgebend voranzutreiben - als Voraussetzung für eine erfolgreiche, zukunftsgerichtete Forschung
Die Mitarbeiter*innen des ATB gratulieren Dr.-Ing. Gerhard Welschof von ganzem Herzen und wünschen ihm noch viele gute Jahre im Kreis seiner Familie!