Ein wichtiger Schritt auf dem Weg in eine nachhaltige und klimafreundliche Tierhaltung ist der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Rohstoffe. Wie gelingt die Energiewende auf Betriebsebene? Im EU-Projekt RES4LIVE geht es um die Frage, wie sich insbesondere Tierhaltungsbetriebe in Zukunft unabhängig machen können von fossilen Rohstoffen. Welche Technologien zur Erzeugung erneuerbarer Energien sind hinsichtlich Kosteneffizienz, betrieblicher Flexibilität und Wartungsaufwand attraktiv?
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg in eine nachhaltige und klimafreundliche Tierhaltung ist der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Rohstoffe.
Die intensive Tierhaltung, die hauptsächlich fossile Brennstoffe nutzt, ist einer der energieintensivsten Teilbereiche der Landwirtschaft.
Im Fokus des vor Kurzem gestarteten Projekts RES4LIVE stehen daher innovative und kosteneffiziente Lösungen für die Umstellung auf erneuerbare Energien (Renewable Energy Sources - RES), die ein nachhaltiges Management und eine Tierwohl-optimierte Stallklimatisierung gewährleisten.
Zu den im Projekt untersuchten Schlüsseltechnologien zählen Photovoltaik-Systeme, modulare Wärmepumpen sowie die Biogasaufbereitung zu Biomethan und die Nachrüstung von Traktoren, die dann mit Biomethan betrieben werden können, aber auch Technologien wie Geothermie und die Elektrifizierung von landwirtschaftlichen Maschinen.
Das ATB wird sich mit der effizienten Aufbereitung von Biogas zu Biomethan befassen, das in einem nachgerüsteten Traktor als „grüner“ Treibstoff eingesetzt werden soll.
Der Praxistest erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Projektpartner Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung e.V. (LVAT) Groß Kreutz in der Nähe Potsdams, mit dem das ATB bereits seit Jahren intensive Forschungskooperationen unterhält, insbesondere in den Bereichen Biogastechnologie, Tierhaltung, Emissionsminderung und Melktechnologie. Beim Partner LVAT verwertet eine Biogasanlage die in der Tierhaltung anfallenden Reststoffe zu Biogas. Der im Betrieb produzierte Energieträger trägt zur Hof-autarken Energieversorgung bei und soll künftig auch den eigenen Fuhrpark mit erneuerbarem Treibstoff versorgen.
Anfang Januar 2020 wurde ein Traktor der LVAT zum französischen Partner CRMT transportiert, der dort für den Einsatz von Biomethan nachgerüstet wird CRMT ist spezialisiert auf Motoren, die mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden. Anhand dieses Forschungstraktors werden die französischen Forscher von CRMT in den kommenden Monaten ein Nachrüst-Kit entwickeln, mit dessen Hilfe alle gängigen Schleppertypen kostengünstig auf erneuerbaren Kraftstoff umgestellt werden können.
Zudem werden im Rahmen von RES4LIVE in Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern intelligente Managementsysteme für den Wärme- und Stromverbrauch und ein intelligentes Steuerungssystem für die effiziente Nutzung von Luftkühlungsenergie zur Reduzierung von Hitzestress für Milchkühe entwickelt, implementiert und erprobt.
In RES4LIVE leitet das ATB das Arbeitspaket 4, in dem es um die Integration, das Testen und die Überwachung verschiedener RES-Lösungen in der Praxis geht. Die fallspezifischen Anforderungen an die Technologien werden in Landwirtschaftsbetrieben an verschiedenen Standorten in Europa getestet: Neben dem Versuchsbetrieb Groß Kreutz (Milchvieh) sind Versuchsbetriebe in Griechenland (Geflügel) und Belgien (Schwein) sowie ein Praxisbetrieb in Italien (Schwein) eingebunden.
Das Projekt „Energy Smart Livestock Farming towards Zero Fossil Fuel Consumption (RES4LIVE)“ vereint 17 Partner aus 8 Ländern. Das Konsortium besteht aus 4 Universitäten, 4 Forschungsorganisationen, 6 KMUs, 1 Landwirtschaftsbetrieb und 2 internationalen Verbänden. Das von der Agricultural University of Athens koordinierte Projekt erhält über eine Laufzeit von 4 Jahren finanzielle Förderung in Höhe von insgesamt 5 Mio. Euro aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union unter dem Förderkennzeichen Nr. 101000785.
Weitere Informationen: https://res4live.eu/
Ansprechpartner ATB: Univ.-Prof. Dr. Thomas Amon