11. Sept. 2017: 240 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik aus mehr als 30 Ländern trafen sich am 7. und 8. September 2017 anlässlich der INSECTA2017 in Berlin, um technische, wirtschaftliche, ökologische, politische, rechtliche sowie ethische Fragen der Produktion und Nutzung von Insekten als Lebens- bzw. Futtermittel bzw. für die Verwendung im Non-Food-Bereich zu diskutieren.
Dr. Oliver Schlüter (ATB) und Dr. Birgit Rumpold (TU Berlin), die federführenden Organisatoren der diesjährigen INSECTA2017, zeigten sich nach Abschluss der Veranstaltung sehr zufrieden: „Die Konferenz hat uns gezeigt, wie ‚heiß‘ das Thema Insekten für die Wissenschaft ist“, so ATB-Wissenschaftler Schlüter. „Unsere Tagung fand unglaubliche Resonanz. Wir waren quasi ‚ausgebucht‘ und hatten Wartelisten für die Abendveranstaltung im Museum für Naturkunde.“ Die Abendveranstaltung fand im Sauriersaal des Museums statt. Dort begrüßte Leibniz-Präsident Prof. Dr. Matthias Kleiner zusammen mit Dr. Christoph Häuser, Vizedirektor des Museums für Naturkunde, die Gäste.
Prof. Dr. Christian Thomsen, Präsident der Technischen Universität Berlin, hatte am Vormittag die dicht gedrängten Teilnehmer im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung zur INSECTA2017 begrüßt. Er verwies auf das große Potenzial von Insekten als einer bislang noch wenig erforschten, klimafreundlich zu produzierenden Rohstoffquelle.
Renommierte Wissenschaftler adressierten in ihren Keynotes drängende Themen. Prof. Dr. Thomas Potthast, Professor für Ethik, Theorie und Geschichte der Biowissenschaften an der Universität Tübingen und Sprecher des Internationalen Zentrums für Ethik in den Wissenschaften an der Universität Tübingen (IZEW) widmete sich ethischen Aspekten der Insektennutzung in der industriellen Lebensmittel- und Non-Food-Produktion. Auch für die Haltung und Nutzung von Insekten gelte es, ethisch und moralisch korrekte Grundsätze einzuhalten, so Potthast. Prof. Dr. Harry Aiking von der Vrije Universiteit Amsterdam thematisierte die Nachhaltigkeit der Nutzung von Insekten als alternative Proteinquelle. Prof. Dr. Andreas Vilcinskas, Leiter des LOEWE Zentrums für Insektenbiotechnologie und Bioressourcen an der Justus-Liebig-Universität Gießen diskutierte in seinem Impulsvortrag Fragen der Haltung und Sicherheit von Insekten. Gerade in Fragen der Sicherheit von Lebens- und Futtermitteln auf Insektenbasis gebe es noch viel zu tun, so die Experten.
Ein Thema, dem sich das ATB mit seiner Forschung intensiv widmet.
Insekten stehen in vielen Ländern bereits regelmäßig auf dem Speiseplan. Laut einer FAO-Studie könnten sie einen wertvollen Beitrag leisten, den weltweiten Bedarf an tierischem Eiweiß zu decken. Auf globaler Ebene sind mit der Nutzung von Insekten große Erwartungen verbunden. „Neben Proteinen lassen sich aus Heuschrecken, Mehlwürmern oder Grillen auch Fette, Kohlehydrate und andere Inhaltsstoffe für die Lebensmittelindustrie gewinnen. "Die Bestandteile von Insekten, auch ihr Chitinpanzer, können Rohstoffe für Non-Food-Anwendungen in der Medizin, Kosmetik- und Pharmaindustrie liefern,“ beschreibt Dr. Birgit Rumpold das Nutzungspotential von Insekten.
In den meisten Ländern der Europäischen Union ist die Nutzung von Insekten als Lebens- oder Futtermittel allerdings bislang nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Dies wird sich Anfang 2018 mit Inkrafttreten der überarbeiteten EU Novel Food Verordnung ändern. Diese regelt auch, welche Insektenarten und welche ihrer Teile künftig auf dem Lebensmittelmarkt zugelassen werden.
INSECTA® 2017 - das internationale Symposium zur Nutzung von Insekten als Futter- und Lebensmittel und im Non-Food-Bereich - fand bereits zum 3. Mal, aber erstmalig in Berlin, statt. Das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB) richtete die Konferenz in Kooperation mit Pilot Pflanzenöltechnologie Magdeburg e.V. (PPM) aus.
Die INSECTA2018 wird an der Justus-Liebig-Universität Gießen stattfinden.