Zum Start der Arbeiten für eine individualisierte und züchterische Hitzestressprävention mittels Digitalisierung in der Milchkuhhaltung trafen sich die Akteure des Projekts DigiMuh in einem virtuellen Meeting am 26. März.
Milchkühe leiden stark unter den zunehmend auftretenden Hitzephenomenen. Im Projekt DigiMuh sollen Möglichkeiten entwickelt werden, mit Hilfe der Digitalisierung dem Hitzestress in der Milchkuhhaltung präventiv zu begegnen. Verschiedene digitale Anwendungen liefern heute bereits eine Fülle stall- sowie tierspezifischer Daten. Um diese Informationensfülle bisheriger „Insellösungen“ besser zu nutzen, sollen diese Daten in Form eines flexiblen, anwendungsorientierten Entscheidungsunterstützungssystems für Landwirte zusammengeführt werden. Hierfür wird im Projekt ein umfassendes Sensor- und Datennetzwerk mit einer Daten- und Auswerteplattform (Edge Computing) entwickelt. Damit sollen Landwirte künftig via App auf dem Smartphone oder dem PC Meldungen über den aktuellen Stressstatus der Tiere erhalten. Gleichzeitig soll das System den Tierhaltern Handlungsempfehlungen für einzuleitende Gegenmaßnahmen sowie für Präventionsmaßnahmen im Sinne eines integrierten Gesundheitsmonitorings bieten.
Für die Datenerhebung sowie die Umsetzung der sich anschließenden praxisbezogenen Messungen wird eine Testherde von insgesamt 1000 Kühen mit Sensorsystemen ausgestattet (u.a. Atemsensor, Stallklimasensoren) . Alle verfügbaren betriebsinternen Einzeltierdaten und die Genotypinformationen werden erfasst. Die gesammelten Rohdaten werden gespeichert, aufbereitet, komprimiert und ggf. vorverarbeitet und anschließend mit Methoden der Data Science interpretiert. Neben der frühzeitigen Vorhersage von Hitzestress sollen auch Modelle entwickelt werden, die das Risiko für das Auftreten von bestimmten Erkrankungen tierindividuell anhand der Sensordaten abschätzen.
Profitieren sollen Tierwohl und Tiergesundheit. Ein langfristiges Ziel ist zudem die züchterisch nachhaltige Verbesserung der Hitzestress-Toleranz. Umfangreiche phänotypische und genotypische Daten können hierfür die Basis liefern. Ein verbessertes Gesundsheitsmanagement soll auch dazu beitragen, die Nutzungsdauer der Kühe zu erhöhen, Tierarztkosten zu senken und damit die Tierhalter wirtschaftlich entlasten.
Ergebnisse aus dem Projekt DigiMuh werden in laufende Forschungsvorhaben einfließen, wie die vom ATB koordinierten EraNet Projekte MilKey und MELS sowie das EU-Projekt RES4LIVE.
Das Projekt DigiMuh (Individualisierte und züchterische Hitzestressprävention mittels Digitalisierung in der Milchkuhhaltung) wird über eine Laufzeit von drei Jahren aus Mitteln des BMEL in Höhe von insgesamt 1,2 Mio EUR durch den Projektträger BLE gefördert. Im Projekt arbeiten Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis zusammen: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, smaXtec GmbH Ainring, Wille Engineering Kaiserslautern, Dr. Hornecker Software-Entwicklung & IT-Dienstleistungen Freiburg und der Förderverein Bioökonomieforschung e.V. Bonn. Die Koordination hat das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V.
Kontakt ATB: Dr. Gundula Hoffmann