Die nachhaltige und resiliente Kultivierung von Insekten für den innovativen Einsatz in der Futter- und Lebensmittelherstellung ist Ziel des Projekts reKultI4Food unter Koordination des FiBL Deutschland. Untersucht werden die Nährstoffverwertung und Nährstoffbedürfnisse von Insekten, die Verwertung von Rest- und Nebenströmen der Lebensmittelproduktion und Einsatzmöglichkeiten in der Aquakultur. Zudem werden die mikrobiellen Risiken bewertet.
Hochwertige tierische Proteine können in der Schweine- und Geflügelfütterung sowie in der Aquakultur nur schwer durch pflanzliche Proteine ersetzt werden. Der Einsatz von Insektenprotein könnte die Nachhaltigkeit der Nutztierhaltung signifikant verbessern - insbesondere, wenn die Erzeugung des Insektenproteins auf Neben- und Restströmen aus der Lebensmittelproduktion erfolgt. Auch lassen sich dadurch Lücken in Nährstoffkreisläufen schließen.
Bislang gestaltet sich eine wirtschaftliche Produktion von Insektenprotein jedoch schwierig, da die Produktions- und Aufbereitungsverfahren für Insektenprotein noch nicht mit konventionellen Proteinfuttermitteln wie Fischmehl oder Soja konkurrieren können. Zudem ist das Mehrwert-Potenzial der Insekteninhaltsstoffe bisher kaum ausgeschöpft. Ein eben gestartetes Projekt will hier Abhilfe schaffen.
Das Projekt „Nachhaltige und resiliente Kultivierung von Insekten für den innovativen Einsatz in der Futter- und Lebensmittelherstellung“ (reKultI4Food) will dazu beitragen, zukünftige Proteindefizite zu minimieren, die Nachhaltigkeit der Nahrungsmittelproduktion zu verbessern sowie die wirtschaftliche Rentabilität von Insektenprotein zu erhöhen. Im Fokus steht die für Futter- und Lebensmittelproduktion vielversprechende Schwarze Soldatenfliege (Hermetia illucens). Neben einem besseren Verständnis der Nährstoffverwertung und Nährstoffbedürfnisse der Insektenlarven, geht es den Wissenschaftler*innen im Projekt darum, zu klären, wie eine nachhaltige Insektenproduktion durch die Verwertung von Neben- und Restströmen der Lebensmittelproduktion verbessert werden kann. Welche mikrobiologischen Kenngrößen gilt es hier zu identifizieren, die im Hinblick auf die Produktion von Insektenprotein für Verbraucher und Behörden relevant sind? In einem abschließenden Praxisversuch wird Insektenprotiein in der Aquakultur (Garnelen) verfüttert und evaluiert.
In diesem, vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) koordinierten Projekt arbeiten Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammen: AGRAVIS Raiffeisen AG, CrustaNova GmbH, Evonik Operations GmbH, Hermetia Baruth GmbH, Südzucker AG und das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB). Das ATB forscht seit Jahren zum Thema "Alternative Bioressourcen" und bringt seine umfangreiche Expertise in die Projektzusammenarbeit ein. (mehr)
Kontakt ATB: Dr. Oliver Schlüter
Hintergrund: Der Innovationsraum NewFoodSystems ist einer von insgesamt vier Innovationsräumen im Programm "Innovationsräume Bioökonomie", die im Rahmen der "Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden. Über eine Laufzeit von fünf Jahren stellt das BMBF für jeden Innovationsraum bis zu 20 Mio. Euro an Fördermitteln zur Verfügung. Der Innovationsraum NewFoodSystems wird vom Max Rubner-Institut (MRI) in enger Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) koordiniert. Dem transdisziplinären Konsortium haben sich aktuell 59 Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft angeschlossen.
Die Grundidee des Innovationsraums ist es, Partner aus Lebensmittelforschung und -industrie zusammenzubringen, um gemeinsam bioökonomische Innovationen anzustoßen und Forschungsergebnisse umfassender als bisher zu nutzen. NewFoodSystems arbeitet an neuen Ansätzen für die Ernährung von morgen und versteht sich dabei als eine Plattform für die Erforschung und Entwicklung von neuen Lebensmittelsystemen, Produkten und Dienstleistungen mit einem einzigartigen Portfolio von Partnern, die nahezu alle relevanten Bereiche der Lebensmittelversorgung abdecken.