Multifunktionale Biomaterialien

Foto: Foltan/ATB

Auf dem Weg zu einer präzisen Bewässerung im Obstbau

Manfred Seidel erläutert die aktuellen Probleme der Obstbauern. Brandenburgs Agrar- und Umweltstaatssekretärin Dr. Carolin Schilde (Mitte), Obstbauberater Manfred Lindicke (rechts) (Foto: Foltan/ATB)

Von links: Dr. Margret Roffeis, MLUL, Dr. Andreas Jende, Koordinator AquaC+, Dr. Manuela Zude-Sasse, ATB, StSin Dr. Carolin Schilde (Foto: Foltan/ATB)

Nicole Brandes, ATB (rechts) stellt StSin Schilde die App Cherry Harvest Size vor (Foto: Foltan/ATB)

21. Juni 2018: Angesichts der langen Trockenperiode informierte sich heute Brandenburgs Agrar- und Umweltstaatssekretärin Dr. Carolin Schilde vor Ort über Ergebnisse im EIP-Agri Projekt AquaC+. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie erarbeiten derzeit gemeinsam mit Praxispartnern neue Lösungen für eine präzise und wassersparende Bewässerung im Erwerbsobstbau. Über ein internetgestütztes Informations- und Beratungssystem sollen die Ergebnisse künftig auch weiteren Obstproduzenten in der Region und darüberhinaus zur Verfügung stehen.

Angesichts der langen Trockenperiode informierte sich heute Brandenburgs Agrar- und Umweltstaatssekretärin Carolin Schilde vor Ort über Ergebnisse im EIP-Agri Projekt Aqua C+. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie erarbeiten derzeit gemeinsam mit Praxispartnern neue Lösungen für eine präzise und wassersparende Bewässerung im Erwerbsobstbau. Über ein internetgestütztes Informations- und Beratungssystem sollen die Ergebnisse künftig auch weiteren Obstproduzenten in der Region und darüberhinaus zur Verfügung stehen.

Zum heutigen Ortstermin hatten Manfred und Jörg Seidel, Betriebsleiter der Märkischen Obstbau GmbH, in ihre Kirschanlage im brandenburgischen Schmergow eingeladen, um angesichts der aktuellen Wettersituation auf die Relevanz dieses vom Land und der EU unterstützten Projekts hinzuweisen. Trockenheit und hohe Temperaturen von häufig über 30 °C während der letzten Wochen haben die Obstbauern gezwungen, mehr Bewässerungswasser als im Durchschnitt der letzten Jahre einzusetzen, um den Ertrag bei hoher Fruchtqualität zu sichern. Das vorhandene, manchmal knappe Bewässerungswasser muss allerdings sowohl aus ökologischer wie auch ökonomischer Sicht bedarfsgerecht und gleichzeitig möglichst sparsam eingesetzt werden. 

ATB- Wissenschaftlerin Dr. Manuela Zude aus dem Team von AquaC+  stellte heute vor, wie die Wassernutzungseffizienz und Wirtschaftlichkeit von Bewässerungsanlagen künftig verbessert werden kann. Ziel der Wissenschaftler ist es, die Steuerung so zu optimieren, dass die Bewässerung präzise angepasst an die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kulturen im Verlauf der Fruchtentwicklung und an die spezifischen Standortbedingungen erfolgt. „In Brandenburger Böden liegen Sand- und Lehmlinsen oft direkt nebeneinander, sie weisen aber signifikant unterschiedliche Evaporationsraten auf. Der Bewässerungsbedarf variiert in einer Anlage zum Teil ganz enorm“, erläutert ATB-Wissenschaftlerin Dr. Manuela Zude. „Für eine präzise und resourcensparende Defizitbewässerung bei Kirschen ist es entscheidend, diese kleinräumigen Besonderheiten eines Standorts ins Visier zunehmen.“ Anhand von Karten der elektrischen Bodenleitfähigkeit und der im Labor analysierten Bodentextur konnten die Wissenschaftler die Bodenevaporation räumlich aufgelöst ermitteln. Neben Bodenanalysen liefern Wetterstationen standortbezogene Daten. 

Zusätzlich erfassen Sensoren Daten zum aktuellen Pflanzenzustand. Diese Informationen ermöglichen es, Bewässerungsanlagen in Abhängigkeit des verfügbaren Wassers und des effektiven Wasserbedarfs der Pflanze präziser als bisher zu steuern. „Durch Einbeziehung der Fruchtentwicklungsphasen am Standort lässt sich die Bewässerung im Sinne einer regulierten Defizitbewässerung sehr gut steuern. Wir konnten das für die Kirschen am Standort Schmergow zeigen,“ fasst Manuela Zude zusammen. „Im Vergleich zur pflanzenunabhängigen Wasserbilanzierung lässt sich mit unserer Methode Wasser sparen. Bei den Kirschen waren es für diese Vegetationsperiode 110 mm Bewässerungsbedarf weniger. Bei Apfel hätte man dagegen an einigen Standorten deutlich mehr Wasser gebraucht, um das Ertragspotential auszuschöpfen.“

Die Methode wird derzeit im Projekt an Kern-, Stein- und Beerenobst in sechs Produktionsanlagen an verschiedenen Brandenburger Standorten untersucht. Ein internetgestütztes Informations- und Beratungssystems führt die Daten zum Wasserbedarf sowie betriebs- und fruchtartenspezifische Daten zusammen und wird damit künftig den Obsterzeugern effektive Entscheidungshilfen zur Verfügung stellen können.

Allerdings gebe es derzeit nicht genug moderne und technisch kompatible Wetterstationen in Brandenburg, um eine für alle Erzeuger nutzbare Datenbasis zu schaffen, so Obstproduzent Seidel. Politische Unterstützung sei gefragt, um das Netz der Wetterstationen weiter ausbauen zu können und bestehende, bislang nicht kompatible Stationen mit digitaler Technik umzurüsten. Dann könnten alle Obstproduzenten von den erfolgversprechenden Ergebnissen zur regulierten Defizitbewässerung profitieren. Abschließende Ergebnisse des Projekts Aqua C+ sind zum Ende der Laufzeit 2021 zu erwarten.

Für die Produzenten bleibt der Blick auf die Wetterprognose weiter spannend:  Denn nicht nur Trockenheit kann die Kirschenernte gefährden. Regen während der letzten Reifungsphase kann die Kirschen zum Platzen bringen und zu großen wirtschaftlichen Verlusten führen. Die vom ATB entwickelte App „CHERRY HARVEST SIZE“ unterstützt die Obstproduzenten dabei, Kirschen zum richtigen Zeitpunkt zu ernten. Die App analysiert die Fruchtgrößenentwicklung von Süßkirschen und ermittelt anhand des sorten- und standortspezifischen Reifungsmusters den für die Vermarktung bestmöglichen Erntetermin. Der Obstbauer erfasst die Größe einer Reihe von Kirschen aus seiner Anlage, indem er sie mit seinem Smartphone auf einem Papier mit Referenzkreis photografiert. Die App berechnet die mittlere Wachstumsrate des Fruchtdurchmessers. „Fällt diese unter 0,2 mm pro Tag sollten die Kirschen baldmöglichst geerntet werden, denn über einen Zeitraum von fünf Tagen würden die Früchte dann nur mehr um einen Millimeter wachsen“, erklärt ATB-Wissenschaftlerin Nicole Brandes. „Ein so geringer Zuwachs rechtfertigt kaum das Risiko, die Kirschen währenddessen durch ungünstige Bedingungen, Regen, Krankheiten oder Schädlingsbefall zu verlieren.“

Das Projekt „Entwicklung eines internetgestützten Informations- und Beratungssystems zur Erhöhung der Wassernutzungseffizienz im Obstbau (Aqua C+)“ wird im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum in Brandenburg und Berlin für die Förderperiode 2014 bis 2020 - Maßnahme M16 (Zusammenarbeit - Unterstützung für die Einrichtung und Tätigkeit operationeller Gruppen der EIP) über eine Laufzeit von fünfeinhalb Jahren gefördert. Koordinator ist der Versuchs- und Kontrollring für den integrierten Anbau von Obst und Gemüse im Land Brandenburg e.V. unter der Leitung von Dr. Andreas Jende, zugleich Geschäftsführer des Landesgartenbauverbands. Praxispartner sind die Märkische Obstbau GmbH, Obstgut Franz Müller GmbH und Spargelhof Jakobs GbR. Das ATB bringt seine u. a. in transnationalen ERA-Net Forschungsnetzwerken erworbene wissenschaftliche Expertise im Bereich „Precision Horticulture“ in die gemeinsame Projektarbeit ein.
Internet: www.aquacplus.de  

Die EIP-Projekte werden von Praktikern, Wissenschaftlern, Beratern, Unternehmen sowie Verbänden und Vereinen in Netzwerken umgesetzt. Für das Programm werden von der Europäischen Kommission im Rahmen des Agrarfonds ELER Fördermittel zur Verfügung gestellt, um Forschung und Wertschöpfung in der Agrar- und Ernährungswirtschaft zu unterstützen. Dafür stehen im Land Brandenburg bis 2020 25,6 Millionen Euro zur Verfügung. Organisatorisch umgesetzt wird die Arbeit, indem Landwirte, Wissenschaftler und andere Akteure Operationelle Gruppen gründen. Die Landwirte übernehmen dabei eine Schlüsselrolle: Ihre Probleme bestimmen die Forschungsagenda. Sie sind gleichzeitig Akteure im Prozess der Lösungsfindung und auch die ersten Nutzer der zu erwartenden Ergebnisse.

Weitere Hinweise zu Brandenburger EIP-Projekten: www.eip-agri.brandenburg.de

Kontakt:
Dr. habil. Manuela Zude-Sasse – Abteilung Technik im Gartenbau
Tel.: 0331 5699-612, E-Mail: mzude@spam.atb-potsdam.de

Helene Foltan – Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0331 5699-820, E-Mail: presse@spam.atb-potsdam.de

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