Naturnahe Moore und Auen erfüllen wichtige Funktionen als Kohlenstoffspeicher, Wasserrückhalteraum und Lebensraum für gefährdete Arten, die sowohl dem Klima- und Biodiversitätsschutz als auch der gleichzeitigen Vorsorge gegen Hochwasser und Trockenheit dienen. In Deutschland sind jedoch rund 94 Prozent der Moore entwässert und fast alle Überflutungsgebiete von den Flüssen abgeschnitten. Infolge der Entwässerung wird der über Jahrtausende in den Mooren gebundene Kohlenstoff in die Atmosphäre freigesetzt und es geht wertvoller Boden verloren. Obwohl entwässerte Moore nur 7 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen Deutschlands ausmachen, verursachen sie so 37 % der Emissionen von Treibhausgasen aus der Landwirtschaft. Dieser Zustand kann nur durch Wiedervernässung rückgängig gemacht werden.
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat am 27. Juni 2024 eine neue Stellungnahme veröffentlicht, die die Notwendigkeit der Wiedervernässung von Mooren und der Renaturierung von Auen verdeutlicht, um Klimaziele zu erreichen, Hochwasser zu verhindern und die Biodiversität zu schützen. ATB-Wissenschaftlerin und Leiterin der Abteilung Technikbewertung Prof. Dr. Annette Prochnow hat in der Arbeitsgruppe „Klima, Biodiversität, Rohstoffe: Für eine integrierte Nutzung von Mooren und Auen“ der Leopoldina an der Stellungnahme mitgewirkt. Die Stellungnahme zeigt Handlungsoptionen auf, um Moore wiederzuvernässen und Auen zu renaturieren und sie gleichzeitig wirtschaftlich zu nutzen.
„Die Wiedervernässung von trockengelegten Mooren ist ein zentraler Schritt zum Schutz unserer Umwelt und zur Erreichung unserer Klimaziele. Dabei müssen wir gemeinsam praktikable Lösungen entwickeln, die gleichzeitig eine angepasste Nutzung der nassen Flächen ermöglichen und Perspektiven und alternative Einkommensmöglichkeiten für die landwirtschaftlichen Betriebe schaffen”, betont Annette Prochnow. „Das Entwickeln und Aufbauen von Wertschöpfungsketten ist essentiell und sollte alle relevanten Akteure einbinden.“
Am ATB erarbeiten wir in verschiedenen Projekten Lösungsansätze zur Nutzung von wiedervernässten Mooren (kurz: Paludikultur), um Technik für die Bewirtschaftung nasser Flächen und die Biomasseverwertung zu entwickeln und zu erproben, Wertschöpfungsnetze zu identifizieren und Akteure zusammenzubringen. Aus Schilf, Rohrglanzgras und anderen Moorpflanzen könnten so in Zukunft z.B. Werkstoffe und Verpackungsmaterialien entstehen.
Weitere Informationen:
Pressemitteilung der Leopoldina
Kontakt:
Prof. Dr. Annette Prochnow
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