8. März 2016: Antibiotikaresistente Erreger bei Geflügel zu bekämpfen ist das Ziel des eben gestarteten EsRAM-Forschungsverbundes. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt überreichte am Dienstag in Berlin die Förderbescheide über insgesamt 2,46 Millionen Euro an die beteiligten Verbundpartner. Prof. Dr. Thomas Amon nahm den Förderbescheid für das ATB entgegen.
EsRAM steht für „Entwicklung stufenübergreifender Reduktionsmaßnahmen für antibiotikaresistente Erreger beim Mastgeflügel“. Ziel des für die Dauer von drei Jahren geförderten Forschungsvorhabens ist es, Antibiotikaresistente Erreger beim Geflügel zu erforschen und zurückzudrängen.
Berichte über antibiotikaresistente Erreger in der Nutztierhaltung häufen sich in den vergangenen Jahren. Betroffen ist hierbei auch die Mastgeflügelhaltung, in der insbesondere resistente Erreger aus der Familie der Enterobakterien, kurz ESBL, vorkommen sowie Methicilin-resistente Staphylococcus aureus, kurz MRSA.
An dem bundesweit arbeitenden Verbund EsRAM beteiligt sind neben der koordinierenden Freien Universität Berlin das Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim, die Universität Leipzig, die Justus-Liebig-Universität Gießen, das Bundesinstitut für Risikobewertung Berlin und das Friedrich-Loeffler-Institut Jena. Hauptpartner der Wirtschaft sind der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. sowie zwei international agierende Unternehmen im Bereich der Biologika-Forschung.
Das von Prof. Dr. Thomas Amon am ATB geleitete Teilvorhaben widmet sich der Entwicklung von Verfahren zur Reduktion fäkaler Emissionen von ESBL-/AmpC-bildenden Enterobakterien aus der Mastgeflügelhaltung unter Labor- und Praxisbedingungen. Als „Extended-Spektrum Beta-Laktamasen“ (ESBL) und „AmpC Beta-Laktamasen“ (AmpC) werden Enzyme bezeichnet, die die Wirksamkeit von Antibiotika mindern bzw. aufheben können.
Die Partner im Verbundprojekt EsRAM werden in den kommenden drei Jahren Verfahren und Maßnahmen zur Reduktion der Entstehung und des Transfers antibiotikaresistente Erreger in der Masthähnchen-Produktion und der Geflügelfleischkette entwickeln.
Übergeordnetes Ziel ist es, Geflügelfleisch mit einem deutlich reduzierten Gehalt antibiotikaresistente Erreger zu produzieren. Vorangebracht werden sollen insbesondere neue und verbesserte Verfahren und Technologien zur Brutei-Desinfektion sowie zur Brutei-Hygiene. Auch Verfahren zur Keimreduktion von Mist und Spülwässern aus der Geflügelhaltung, Haltungsparameter, Hygienemaßnahmen und Fütterungsschemata zur Senkung des Vorkommens von ESBL beim Masthähnchen werden entwickelt und optimiert. Ziel ist es darüber hinaus, Präbiotika, Probiotika und phytogene Zusatzstoffe mit dem Ziel zu entwickeln, die Kolonisierung des Darms mit den resistenten Erregern zu reduzieren und die Darmgesundheit von Masthähnchen zu fördern. Etablierte Verfahren für die Schlachtung und Verarbeitung von Mastgeflügel sollen optimiert, und neue Verfahren entwickelt werden, um den Transfer Antibiotikaresistenter Erreger während der Schlachtung und Verarbeitung einzudämmen. Die Forscher-Innen entwickeln darüber hinaus ein elektronisches, datenbasiertes Bewertungsinstrument zur synergistischen Produktionsstufen-übergreifenden Minderung antibiotikaresistenter Erreger in der gesamten Geflügelfleischkette.
EsRAM wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Dauer von drei Jahren mit insgesamt 2,46 Mio. Euro gefördert. Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).
Kontakt:
Prof. Dr. Thomas Amon
Leiter der Abteilung Technik in der Tierhaltung am ATB und in gemeinsamer Berufung Professor für „Nutztier-Umwelt-Wechselbeziehungen“ am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin
Helene Foltan
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Das Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. (ATB) ist ein national und international agierendes Forschungszentrum an der Schnittstelle von biologischen und technischen Systemen. Unsere Forschung zielt auf eine nachhaltige Intensivierung. Hierfür analysieren, modellieren und bewerten wir bioökonomische Produktionssysteme. Wir entwickeln und integrieren neue Technologien und Managementstrategien für eine wissensbasierte, standortspezifische Produktion von Biomasse und deren Nutzung für die Ernährung, als Rohstoff und Energieträger – von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung. Damit tragen wir bei zur Ernährungssicherung, zum Tierwohl, zur ganzheitlichen Nutzung von Biomasse und zum Schutz von Klima und Umwelt.