Präziser Pflanzenbau spart Ressourcen, ist umweltfreundlich und effizient?! So zumindest die Theorie. In der Praxis fehlt es an Daten, um diesen Nutzen zu belegen. Im kürzlich gestarteten Projekt DigiMix evaluieren Forschende den systematischen Einsatz von Techniken des präzisen Pflanzenbaus in einem Praxisbetrieb, um deren Potentiale für Landwirt*innen nutzbar zu machen.
Landwirt*innen nutzen technische Lösungen für den Präzisionspflanzenbau oftmals nur isoliert, also als Insellösungen. Sie können auf nur wenige praktische Erfahrungen für den systematischen Einsatz von präzisionslandwirtschaftlichen Techniken zurückgreifen. Gleichzeitig fehlt ihnen die Möglichkeit, sich unabhängig, regionalspezifisch beraten und weiterbilden zulassen und Techniken auf geeigneten Flächen zu testen. Forschende können also kaum Daten erheben, die den Nutzen des systematischen Einsatz von präzisen Pflanzenbautechniken bewertbar machen. Hier setzt DigiMix-PA an.
In dem im Dezember 2022 gestarteten Projekt arbeiten Forschende des ATB, der TU Berlin, der Universität Potsdam und des Helmholtz GFZ gemeinsam daran, eine durchgängig digitalisierte Produktionskette zu erproben, zu erforschen und zu demonstrieren. Dafür implementieren sie in einem brandenburgischen Mischbetrieb neben der bestehenden Tierhaltung einen wissensbasierten und teilflächenspezifischen Pflanzenbau. Im ersten Schritt kartieren sie dort den Boden anhand seiner Eigenschaften und teilen ihn in kleine Parzellen auf, um ihn genau nach Bedarf sowohl mineralisch als auch organisch zu düngen. Sie ermitteln mithilfe eines von ihnen entwickleten Netzwerkes aus Sensoren den Einfluss der Düngung unter anderem auf die Fruchtbarkeit des Bodens, auf das Pflanzenwachsum und die Emissionen. Ihr Ziel: Eine vergleichende, ökonomische und ökologische Bewertung der präzisen Techniken im Praxisbetrieb. Mit diesen Daten wollen sie den Nutzen des Präzisionspflanzenbaus belegen und Verfahren optimieren.
Um den Transfer der Techniken in die Praxis zu fördern, wollen sie zudem analoge und digitalen Schulungsmethoden erstellen und den Kompetenzaufbau bei Praktiker*innen befördern. Deshalb realisieren sie das Projekt am Leibniz-Innovationshof für Nachhaltige Bioökonomie, der als Modellbetrieb und Living Lab Forschung und Praxis auf den Flächen des realen Betriebes Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung (LVAT) verknüpft.
Kontakt: Prof. Cornelia Weltzien
DigiMix-PA wird für rund 3 Jahre vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung innerhalb der Förderrichtlinie Zukunftsbetriebe und Zukunftsregionen mit insgesamt 2,9 Millionen Euro gefördert und vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie koordiniert. Es stellt sich der Aufgabe, die technischen und organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen, um den wissensbasierten Präzisionspflanzenbau in einem Brandenburger Mischbetrieb praktisch umzusetzen. Am Beispiel einer präzisen, aufeinander abgestimmten organischen und mineralischen Düngung soll so erhebliches, bisher ungenutztes Potenzial zur Steigerung der Umwelt- und Klimaeffizienz in der konventionellen Landwirtschaft gehoben werden.