Das EU-geförderte Projekt PERCAL bringt wesentliche Fortschritte bei der Nutzbarmachung von Siedlungsabfällen (MSW). Die im Projekt entwickelten Technologien haben das Potenzial, 30 bis 50 Prozent der 300 Millionen Tonnen Hausmüll, die jährlich in Europa anfallen, zu verwerten - ein wichtiger Beitrag für den Übergang zu einer kreislaufbasierten Bioökonomie.
Ende 2020 wird das Projekt nach dreieinhalb Jahren intensiver Forschungszusammenarbeit enden. Es war äußerst erfolgreich!
Das ATB entwickelte im Rahmen von PERCAL ein Verfahren zur Herstellung von Milchsäure aus der organischen Fraktion von Siedlungsabfällen. Milchsäure ist eine vielseitige Chemikalie, die in vielen Bereichen wie Pharmazie, Lebensmittel- und chemische Industrie Anwendung findet. Das Verfahren nutzt das hochspezialisierte Bakterium Bacillus coagulans für die Fermentation der organischen Fraktion von Hausmüll. Der Mikroorganismus ist in der Lage, Zucker homofermentativ, d.h. ohne Entstehung von Nebenprodukten, in Milchsäure umzuwandeln. Die Ausbeute bei der Umwandlung von Zuckern liegt daher bei über 80 %.
Das ATB wird seine Forschungsaktivitäten im BBI Projekt CAFIPLA fortsetzen und sich dabei auf die Umwandlung von Neben- und Restströmen aus der Vorbehandlung von organischen Abfällen in Milchsäure konzentrieren.
In der letzten Phase des PERCAL-Projekts hat der spanische Partner IMECAL untersucht, wie eine biotechnologische Anlage so angepasst werden kann, dass die drei vom PERCAL-Projekt angestrebten Zwischenprodukte Bioethanol, Milchsäure und Bernsteinsäure gewonnen werden können. Außerdem wurde die Skalierung des zuvor im Labormaßstab entwickelten Überwachungssystems bewertet und eine Simulation des Anlagenbetriebs unter Verwendung der organischen Fraktion von Siedlungsabfällen als Ausgangsmaterial durchgeführt. Die durchgeführten Arbeiten dienen als Grundlage für die Entwicklung einer Demo- oder industriellen Bioraffinerie zur Produktion verschiedener hochwertiger biobasierter Chemikalien.
Das Projekt PERCAL (Chemical Building Blocks from Versatile MSW Biorefinery) wurde gefördert durch das Bio-Based Industries Joint Undertaking im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020 der Europäischen Union unter der Fördervereinbarung Nº 745828.
Die abschließende Projektveranstaltung fand virtuell am 4. Dezember 2020 statt und beinhaltete neben Präsentationen der Projektpartner auch Stellungnahmen von externen Stakeholdern. Die Diskussion berührte mehrere Aspekte des Problems der Abfallwirtschaft in Europa und warum Technologien wie die von PERCAL der Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit sein werden.
Weitere Informationen über die innovativen Wege zur Umwandlung von Siedlungsabfällen finden Sie im Leitfaden Conversion Routes of the Organic Fraction of Municipal Solid Waste into High Added Value Products.
Das Dokument (englisch) steht hier zum Download bereit.
Kontakt ATB:
Dr. José Pablo López-Gómez
Dr.-Ing. Joachim Venus