Die Brandenburger Landwirtschaft fußt zu einem großen Teil auf einer Entwässerung von Moorflächen. Was zum einen den Anbau verschiedener Kulturpflanzen wie Roggen oder Futterpflanzen ermöglicht, führt zum anderen zu einer enormen Freisetzung von Kohlenstoffdioxid (CO2). Das Treibhausgas wird durch die Belüftung der über Jahrtausende gebildeten Torfe und dem damit einhergehenden Abbau des organischen Bodens freigesetzt. Dadurch belegen die entwässerten Moorflächen mit mehr als 30 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Hektar und Jahr aktuell Platz 3 der Treibhausgas-Emittenten in Brandenburg. Lediglich die Braunkohleverstromung und Industrie setzen jährlich noch mehr CO2 frei.
Am Dienstag, den 14. März 2023 war ATB-Wissenschaftler Dr.-Ing. Ralf Pecenka zu Gast in der Staatskanzlei Brandenburg in Potsdam, um im Rahmen der Präsentation des neuen Moorschutzprogramms von Umwelt- und Agrarminister Axel Vogel Nutzungsmöglichkeiten vorzustellen, die mit der Wiedervernässung von Mooren einhergehen. Denn neben einer Umwandlung von Ackernutzung in Grünland, der Haltung von Wasserbüffeln statt Milchkühen und der Nutzung für Photovoltaik, kann auch die Ernte von Nasswiesenbiomasse neue Wertschöpfungsketten schaffen.
Dr.-Ing. Pecenka und sein Team forschen zu landwirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten der wiedervernässten Moorböden am ATB und wie faserhaltige Pflanzenarten wie z.B. Schilf, Seggen, Rohrglanzgras oder Gehölze wie die Schwarzerle praktisch und rentabel genutzt werden könnten. In verschiedenen Projekten liegt der Fokus vor allem auf einer stofflichen Verwertung der Biomasse, da diese einen höheren Nutzen für die Umwelt gegenüber einer energetischen Verwertung aufweist. „Moorbiomasse könnte zukünftig eine wichtige Rohstoffquelle für nachhaltige Produkte aus Brandenburg darstellen“, erklärt Dr.-Ing. Pecenka.
„Wir testen in unserer Pilotanlage die Aufbereitung und Verwertung verschiedenster Faserpflanzen, um aus diesen nachhaltige Produkte, wie z.B. plastikfreie Verpackungsmaterialien, Kartonagen, Papier, Einstreupellets oder Fasern für torffreie Pflanzerden, herzustellen. Somit könnte Biomasse aus Paludikultur, also aus der Moorbewirtschaftung, auch knapper werdende Holzfasern oder sogar Kunststoffe ersetzen.“, führt Dr. Pecenka weiter aus und präsentierte bereits entstandene Produktmuster. „Hierfür kooperieren wir bereits mit Partnern aus Industrie, Landwirtschaft und dem Brandenburger Landesamt für Umwelt in mehreren Forschungsprojekten.“
Weiterführende Informationen:
Das Moorschutzprogramm ist ein Kernelement des natürlichen Klimaschutzes in Brandenburg. Nur mit einer deutlichen Verringerung der Treibhausgasemissionen aus den entwässerten Niedermooren kann das Land Brandenburg im Jahr 2045 klimaneutral werden.
Aktuelle Forschungsprojekte am ATB