Diversifizierter Pflanzenbau

Foto: ATB

Hanf - Eine Alternative zum herkömmlichen Zellstoff für Papier?

Geschöpfte Papiere auf Finnpappen, zum Trockenpressen vorbereitet (Foto: Petra Walter-Moll)

Die Guillotine zerschneidet das Hanfstroh zu Faserrohstoff. (Foto: Petra Walter-Moll)

Das Faserstroh wird im Extruder zu sehr kurzfaserigem Material zerkleinert. (Foto: Petra Walter-Moll)

Hanf, eine in Deutschland heimische Pflanze, die immer noch zu wenig Beachtung findet, obwohl es zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für den vielseitigen Rohstoff gibt. Drei Künstler haben sich der Herausforderung gestellt, Hanf anstelle von herkömmlichen Rohstoffen zum Schöpfen von Papier zu verwenden. Ist das Projekt geglückt? Ist Hanf ein geeigneter Rohstoff für die Herstellung von Papier?

von Marie Christin Mark, Auszubildende

Anfang Mai besuchten uns drei Künstler am ATB und brachten trockene Hanfstrohbündel samt des restlichen Rohfasermaterials aus ihrem Sommerprojekt mit. Sie hatten Mühe, den Hanf zu brechen und zu entholzen und haben sich an Dr. Hans-Jörg Gusovius, den Leiter der ATB-Arbeitsgruppe "Verfahrenstechnik für Faserpflanzen", gewandt und um Unterstützung gebeten. Mit unserer langjährigen Expertise und unserer Pilotanlage für Faserpflanzen konnten wir den Hanf mit der Guillotine in Faserstroh schneiden und das Faserstroh anschließend mit dem Extruder zu einem sehr feinem Fasermaterial zerkleinern.

Ein Problem ergab sich bei der Weiterverarbeitung, da noch Holz- bzw. Schäbenanteile vorhanden waren. Die ersten Schöpfversuche entsprachen nicht den Vorstellungen, da sie spröde und knäckebrotartig waren. Das mag für Dinge wie Verpackungen geeignet sein, aber nicht für das Herstellen von Feinpapier. In der Paho-Werkstatt in Großderschau setzten die drei Künstlerinnen mit Unterstützung der Buchbinderin und Papiermacherin Janet Sifft aus Berlin ihr Projekt fort.

Sie kochten das extrudierte Material vom ATB, entholzten das nur guillotinierte Rohfasermaterial per Hand und schnitten die langen Hanffasern, die zuvor gekocht wurden, ebenfalls manuell. Sie zerkleinerten die Fasern weiter und mahlten die Pulpe bis zur gewünschten Qualität. Schließlich konnten sie zarte, durchscheinende und biegsame Papiere schöpfen, die sie auf Wollfilzen gummierten, entwässerten und in einer Schlagpresse trockneten.

Ihre Ergebnisse stellten sie zusammen mit anderen Kunstwerken am "Tag der offenen Ateliers" am 6. und 7. Mai aus.

Wir vom ATB freuen uns, dass der Naturstoff Hanf wieder mehr Aufmerksamkeit erfährt. Die Künstlerinnen zeigten auf eindrucksvolle Weise, wieviel Arbeit in einem solch komplexen Projekt steckt und was bei der Verwendung von alternativen Rohstoffen wie Hanf alles zu bedenken ist. Es ist wahrlich beeindruckend, wieviel Zeit und Mühe sie in dieses Projekt gesteckt haben.

Eine Frage bleibt noch unbeantwortet. Könnte Hanf eine vielversprechende Ressource für die Herstellung von Papier und anderen vielseitigen Produkten in größerem Stil werden?
Nutzhanf bietet ein großes Potenzial, da er sowohl starke Fasern als auch einen holzigen Kern aufweist. Neben der Nutzung der Fasern für z.B. Papierbaustoffe und Textilien, kann der holzige Teil auch als saugfähiges Einstreu für Tiere und als Baumaterial verwendet werden. Das künstlerische Projekt zeigt eindrucksvoll, welche spezifischen Herausforderungen es zu meistern gilt, um ein wirtschaftliches und praktikables Verfahren zu erhalten. Am ATB finden wir Lösungen, um Hanf zu ernten und die Fasern vom Holzkern zu trennen, um wertvolle Naturstoffe als Rohstoff für die Weiterverarbeitung zu gewinnen.

Hanf ist definitiv eine nachhaltige Ressource, da er als heimische Pflanze auch in trockenen Gebieten wachsen kann und sich somit gut an die wechselnden klimatischen Bedingungen anpasst. Er benötigt keinen Dünger und saniert während seines Wachstums den Boden für nachfolgende Kulturen. Auch im Hinblick auf die Wiederverwertung hat Hanf einen Vorteil gegenüber z.B. Altpapier, da er den Recyclingprozess verbessert, weil wir Hanf bis zu 10-mal wiederverwenden können.
Außerdem ist Hanf aufgrund seiner CO2-Neutralität (mehr oder weniger) klimafreundlicher, da wir ihn aus der Region beziehen können (keine Notwendigkeit, Zellstoff usw. zu importieren).

Hier können Sie einen Blick auf das Kunstprojekt und die Künsterler*innen werfen, die hinter diesem stecken.


zum Kunstprojekt

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