Individualisierte Tierhaltung

Foto: ATB

Agrarholz für die energetische Nutzung – Einblicke in ko-kreative Langzeitforschung und -entwicklung

'Schnelles' Holz vom Feld für klimaneutrale Wärme - Klick öffnet Youtube

Ernte-Event auf der KUP des ATB: Bei leckerem Essen aus der Feldküche, informativen Ständen und anregenden Gesprächen konnten sich unsere Gäste austauschen und neue Kontakte knüpfen.

Erntemaschinen im Einsatz: In eine Live-Vorführung wurden 4-Jährige Pappeln oberirdisch geerntet und dabei zu Holzhackschnitzeln verarbeitet.

Volle Ladung: Die Holzhackschnitzel der Pappelgehölze sind eingebracht.

Anregende Diskussionen am Rande des Ernte-Events: Unsere Gäste informieren sich über die Forschung am ATB zu Kurzumtriebsplantagen.

Bereits 1994 legte das ATB erste Versuchsflächen mit schnellwachsenden Baumarten wie Pappeln und Weiden an. Das Ziel war es, herauszufinden, welche Gehölze schnell und anspruchslos wachsen, um sie in kurzen regelmäßigen Abständen ernten und energetisch nutzen zu können. Daraus entwickelten sich umfangreiche Langzeitversuche, die zum Teil bis heute andauern. Als 2010 die Energy Crops GmbH, kurz ENC, gegründet wurde, um Agrarholz auch kommerziell zur Energiebereitstellung in Berlin und Umland zu nutzen, stand sie vor einigen Herausforderungen. So begannen ATB und ENC ihre gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Am 13. März 2025, nach nunmehr 15 Jahre gemeinsamer Arbeit, luden die beiden Partner zum Ernte-Event „Agrarholz für die energetische Nutzung“ ein, um Praktiker*innen, Landwirt*innen und Interessierten Einblicke in aktuelle Forschung und Techniken im Agrarholzanbau zu gewähren.

Das Potenzial von Agrargehölzen ist groß. Anders als Bäume in klassischer Forstwirtschaft können schnellwachsende Gehölze wie Pappeln, Weiden oder Robinien alle drei bis vier Jahre geerntet werden und treiben anschließend buschartig aus dem Wurzelstock neu aus. Als Windfang im Agroforstsystem oder als reine Kurzumtriebsplantage lassen sich einmal angelegte Flächen bis zu 20 Jahre bei stabilen, hohen Erträgen bewirtschaften. Geerntet werden sogenannte Hackschnitzel, die zur Energie- und Wärmegewinnung verbrannt werden können. Diese extensive Wirtschaftsweise ist Grund für die positiven ökologischen Effekte und den niedrigen „carbon footprint“ des Energieholzanbaus. Auch konnte das ATB nachweisen, dass sich Kurzumtriebsplantagen positiv auf die Biodiversität, den Humusaufbau und die dauerhafte Speicherung von Kohlenstoff im Boden, die Kohlenstoffsequestrierung, auswirken.

Rund 2.000 ha Agrarholz mit Pappeln legte die ENC zwischen 2010 und 2015 an. Das ATB begleitete die Aktivtäten und führte zahlreiche Untersuchungen auf den Flächen durch. Aus der Zusammenarbeit entstanden nicht nur wichtige Erkenntnisse zu effizienten Logistikketten und neue Verfahren zur verlustarmen Hackschnitzellagerung. Das ATB entwickelte, auch wegen des großen Flächenpotenzials, eine neue Erntemaschine. Dieser Mähhacker schneidet das Holz kurz über dem Wurzelstock ab und zerkleinert sie im gleichen Schritt zu Hackschnitzeln. Gemeinsam mit ENC stellte das ATB die Praxistauglichkeit der neuen Maschine unter Beweis.  

Ab 2010 entwickelte sich der Agrarholzanbau stark. Allein in Brandenburg wurden weit über 2.500 ha durch unterschiedliche Investoren angelegt. Die in 2014 umgesetzte Novellierung des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) führte jedoch zu einer spürbar reduzierten Vergütung für erneuerbaren elektrischen Strom aus Biomasse. Die Folge war eine stagnierende und durch die wärmer werdenden Winter auch rückläufige Nachfrage nach Holzhackschnitzeln. Die Preise verfielen und die Wirtschaftlichkeit des Agrarholzanbaus geriet unter Druck.

In der Konsequenz zogen sich viele Investoren aus dem Bereich zurück. Die ENC übernahm zum Teil deren Flächen, andere wurden rückgewandelt. Das ATB arbeitet gegen diesen Trend. Im Jahr 2019 baute das Institut eine Holzhackschnitzel-Heizung zur Wärmeversorgung des Institutsgeländes und konnte die Energiekrise in den folgenden Jahren durch seine größere Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen gut abfedern. Zudem legte das ATB weitere Hektar Flächen mit verschiedenen Pappelzüchtungen an. Diese neuen Sorten zeichnen sich durch eine bessere Resistenz gegenüber Trockenheit, Pilzerkrankungen und Käferbefall aus und stabilisieren somit das Ertragspotential des Agrarholzanbaus.

Am 13. März stand wieder ein Ernte-Event an. Zahlreiche Interessierte, Praktikerinnen und Praktiker waren beim Ernten der zehn Hektar eines vier Jahre alten Pappelbestandes zugegen. Ralf Pecenka, Leiter der Arbeitsgruppe Verfahrenstechnik für Energiepflanzen am ATB sagt: „Wir freuen uns über die langjährige gute Zusammenarbeit mit der Energy Crops, mit der wir die Entwicklung der Agrarholz-Branche vorantreiben. Mit dem gemeinsamen Event konnten wir die Aufmerksamkeit für den erneuerbaren Energieträger weiter erhöhen und Praktikern Einblicke in ein bestehendes System ermöglichen.“ 

Das ATB wird die ENC weiterhin bei vielfältigen Fragestellungen wie Korngrößenanalysen, Trockenmasseverlusten während der Lagerzeit und vielem mehr begleiten. Und neue Aufgaben lassen nicht auf sich warten. Die Nutzung von Paludibiomasse, also Ernteprodukten von wiedervernässten Moorflächen wie z.B. Seggen oder Schilf im Land Brandenburg, sowohl stofflich als auch energetisch, sind ein spannendes neues Aufgabenfeld, in dem beide Partner ihre Zusammenarbeit erfolgreich fortsetzen.

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