Neuer Windkanal am ATB in Betrieb genommen
Im Beisein zahlreicher Gäste aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft wurde heute der neue Grenzschichtwindkanal am Leibniz-Institut für Agrartechnik in Potsdam-Bornim offiziell in Betrieb genommen - eine der größten Anlagen dieser Art im Bereich der Agrarforschung. Sie eröffnet neue Möglichkeiten der Forschung zur Minderung von Emissionen aus der Landwirtschaft.
Geruchs- und Schadgase aus landwirtschaftlichen Betrieben haben als emittierte Treibhaus-gase global Einfluss auf den Klimawandel. Aber auch auf regionaler Ebene können sie in unmittelbarer Umgebung von Stallanlagen Belästigungen oder sogar Umweltschädigungen verursachen. Der neue Windkanal ermöglicht, die komplexen aerodynamischen Vorgänge in den bodennahen Schichten der Atmosphäre systematisch zu untersuchen. Die Entwicklung baulicher und lüftungstechnischer Lösungen mit dem Ziel reduzierter Emissionen bei minimalem Energieverbrauch kann damit intensiv vorangetrieben werden.
"Die Untersuchung von Emissionen aus der Nutztierhaltung sind eine gesellschaftlich relevante Forschungsaufgabe. Daher bearbeiten wir dieses Thema am ATB seit vielen Jahren", so Prof. Dr. Reiner Brunsch, Wissenschaftlicher Direktor des ATB. "Die neue Anlage bedeutet für uns einen kleinen Quantensprung. Mit ihr sind wir in der Lage, die methodischen Arbeiten auf einem deutlich verbesserten Qualitätsniveau weiter zu entwickeln und zu intensivieren."
"Als in der Planungs- und ersten Umsetzungsphase zuständiges Fachressort haben wir das Vorhaben von Anfang an unterstützt", sagte Bernd Konitzki, Leiter des für Agrarforschung zuständigen Referats im brandenburgischen Landwirtschaftsministerium MIL. "Die landwirtschaftliche Produktion agiert in äußerst komplexen Systemen. Letztlich kann uns nur eine anwendungsorientierte Grundlagenforschung, wie sie das ATB betreibt, Antworten geben auf die drängenden Fragen zur Sicherheit von Nahrungs- und Futtermitteln, Tierschutz oder zur Klimawirksamkeit bestimmter Produktionsverfahren. Auch die Gesetzgebung benötigt fundierte wissenschaftliche Aussagen zum Emissionsgeschehen für die Erarbeitung von nationalen und internationale Richtlinien wie die EU-Richtlinie für integrierten Umweltschutz."
Die neue Anlage bietet darüberhinaus enormes Potenzial für eine Vielzahl interdisziplinärer Fragestellungen. Beispiele reichen von der Bestimmung von Windlasten und Sturmschäden bei baulichen Strukturen bis hin zur Abschätzung von Pollenflügen in der Biodiversitäts-forschung. Die neue Infrastruktureinrichtung am ATB eröffnet Möglichkeiten der Kooperation und soll daher als "Leibniz-Applikationslabor" auch externen Nutzern anderer Fachdisziplinen zur Anwendung offen stehen.
Für die Errichtung des Windkanals wurden 1,18 Mio. Euro investiert. Die Förderung erfolgte zu 75 % aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) durch die Investitionsbank des Landes Brandenburg.
"In den vergangenen zehn Jahren wurden insgesamt 11,7 Mio. Euro in die Infrastruktur des ATB investiert. Davon stammen 8,7 Mio. Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Mit der Förderung konnten acht Arbeitsplätze neu geschaffen und 24 gesichert werden. Am ATB lässt sich der Mehrwert Europäischer Förderung für die Forschung in Brandenburg klar ablesen", sagte Tillmann Stenger, Mitglied des Vorstands der Investitionsbank des Landes Brandenburg.
Konstanze Pistor, die Vertreterin des Brandenburgischen Wissenschaftsministeriums griff den Gedanken in ihrem Grußwort auf: "Darüberhinaus schaffen die mit den Investitionen verbundenen erweiterten Forschungsmöglichkeiten die nötige Grundlage, wissenschaftlichen Nachwuchs auf höchstem Niveau ausbilden zu können und erfolgreich Projekte einzuwerben. Sie sind damit ein Beitrag zur Exzellenzentwicklung des ATB - und exzellente Wissenschaft ist Voraussetzung für Innovationen mit hohem Wirkungsgrad."
Kontakt: Helene Foltan - Presse und Öffentlichkeitsarbeit