Wie kann die Energieeffiziens in der Landwirtschaft besser werden? Zu diese Frage fand heute eine öffentliche Anhörung im Agrarausschuss des EU Parlaments statt, zu dem auch der Wissenschaftler Dr. Andreas Meyer-Aurich, Leiter der Arbeitsgruppe „Ökonomik der Agrartechnik“ am ATB, eingeladen war. Dr. Meyer-Aurich beschäftigt sich am ATB vorangig mit ökonomische Analysen von Innovationen in der Landwirtschaft und analysiert Treibhausgasvermeidungsstrategien.
In seinem Vortrag machte er deutlich, dass die Bereitstellung von Lebensmitteln für die Bürger der EU mit 26% der gesamten Endenergie einen beträchtlichen Anteil des gesamten Energieverbrauchs in der EU ausmacht.
Haupttreiber des Energieverbrauchs finden sich im Anbau landwirtschaftlicher Kulturen und hier vor allem in Form von indirekten Emissionen, insbesondere durch den Einsatz von synthetischem Stickstoffdünger mit 50% des Energieverbrauchs, gefolgt von Dieselverbrauch, Trocknung, Kühlung und Lagerung.
Die Veredlung pflanzlicher Produkte zu tierischen Erzeugnissen resultiert darüber hinaus in niedriger Energieeffizienz: aus einer Einheit eingesetzter Energie werden im Vergleich zur pflanzlichen Produktion nur ca 10-20 % in tierische Produkte umgesetzt. Dabei ist der Hauptenergieeinsatz durch das Futter gegeben, aber auch Wärme, Kühlung und Energie für die Futterbereitstellung spielen eine zentrale Rolle in der Gesamtbilanz.
Innovationen können helfen, die Energieeffizienz der Landwirtschaft zu verbessern. Am effektivsten gelingt dies durch den effizienteren Einsatz von Stickstoffdüngern oder die energetische Nutzung von Verlustpfaden der Tierhaltung, wie z.B. der Einsatz von Dung in Biogasanlagen. Darüber hinaus können Optimierungen der Lagerung, Trocknung und Kühlung zu einer effizienteren Energienutzung beitragen.
Innovationen im Bereich digitaler Technologien und Robotik können z.B. durch leichtere Bauweise oder die Nutzung alternativer Energieressourcen den Dieseleinsatz reduzieren. Und auch Präzision im Landbau, wie z.B. spezifische Düngung von Teilflächen, können einen Beitrag leisten. Weiteres Potential bergen der Einsatz von Agri-Photovoltaik oder Dieselersatzstoffe, z.B. in Form von Biogas.
Bei der Stickstoffdüngung hat sich jedoch bereits gezeigt, dass moderne Methoden teilflächenspezifischer Düngung nur bedingt einen Beitrag zur Effizienzsteigerung haben. Insbesondere zeigt sich, dass die Akzeptanz der Technologie bei Landwirten begrenzt ist und die Düngealgorithmen Preise in der Regel nicht berücksichtigen. Im Fall von hohen Düngemittelpreisen und unsicherer Witterung trägt eine reduzierte Düngung zu einer höherer Energieeffizienz bei und ist vielfach auch ökonomisch vorteilhafter.
All dieser Felder sind wichtige Stellschrauben, um die Energieeffizienz in der Landwirtschaft weiter zu verbessern. Dr. Meyer-Aurich machte aber auch deutlich, dass eine entsprechende politische Steuerung nötig ist, um diese weiter voranzutreiben.
In der Diskussion mit den Ausschussmitgliedern wurde die Frage erörtert, inwiefern sogenannter grüner Ammoniak aus erneuerbaren Energien die Energieeffizienz verbessern könnte. Dr. Meyer-Aurich sagte dazu, dass es energetisch sinnvoller sei, grünen Ammoniak für die Herstellung von Düngemitteln zu verwenden, als diesen aufwändig zu cracken und die Einzelbestandteile Wasserstoff und Stickstoff aus dem Ammonium zu trennen. In jedem Fall wäre der Dünger teuerer als herkömmlicher Stickstoffdünger, sodass Einsparpotenziale der Düngung weiter von Bedeutung seien.
Claudia Canevari, Referatsleiterin „Energieeffizienz: Politikenwicklung und Finanzierung“ der EU Kommission, betonte am Schluss, dass es bei der Energieeffizienz nicht darum ginge alle Formen der erneuerbaren Energien in Agrarsysteme zu integrieren, sondern die Energieeffizienz bei der Produktion der Agrarprodukte zu erhöhen, um langfristig resiliente Agrarsysteme zu entwickeln.
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