Stoffliche und energetische Nutzung von Biomasse

Foto: ATB

Diskussion um Bioenergie versachlichen

November 2012: Die im Sommer 2012 erschienene Studie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina zur „Bioenergie: Möglichkeiten und Grenzen“ löste eine höchst kontroverse Diskussion aus. Das ATB möchte mit diesem Beitrag die Diskussion versachlichen. 

Im Sommer 2012 gab die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina die Studie „Bioenergie: Möglichkeiten und Grenzen“ heraus. Von den Medien aufgegriffen löste diese Studie in Kreisen von Wissenschaft und Politik eine kontroverse Diskussion aus. Das ATB, das seit 20 Jahren im Bereich der Bioenergie forscht, möchte mit einer Auswahl seiner Forschungsarbeiten einen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion leisten. 

Unstrittig ist mittlerweile, dass mit dem fortschreitenden Verbrauch fossiler Rohstoffe globalklimatische Änderungen einhergehen, die in einigen Regionen der Erde verheerende Folgen haben können. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, werden auf nationaler und internationaler Ebene Anstrengungen zum Ausbau von erneuerbaren Quellen und zur Steigerung der Energieeffizienz unternommen. 

Unter den erneuerbaren Energiequellen spielen neben der Erschließung bisher ungenutzter Rest- und Abfallstoffe aus Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie und Siedlungsbereich die nachwachsenden Rohstoffe in Deutschland die größte Rolle. 

Für den Aufbau einer biobasierten Stoff- und Energiewirtschaft wird ihre Verwertung seit den 1990er Jahren auf nationaler und europäischer Ebene durch Subventionen und Quotenregelungen gefördert. Allein in Deutschland werden heute 2,1 Millionen ha, das heißt 13 % der verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzfläche für energetische Zwecke genutzt (FNR, Pressemitteilung, 23.08.2012). 

Dabei stellt sich zunehmend die Frage, welchen Beitrag der Einsatz von Bioenergie pflanzlichen oder tierischen Ursprungs, wie z.B. Holz, Stroh, Getreide, Gülle, Mist zur Bereitstellung von regenerativer Energie in Zukunft leisten kann und soll. Dabei sind die Auswirkungen auf Natur, Umwelt und Gesellschaft zu berücksichtigen. Der besondere Vorteil von Bioenergie gegenüber anderen regenerativen Energiequellen besteht in ihrer vielseitigen Nutzungs- und Wandlungsmöglichkeit (Strom, Wärme und Kraftstoff) sowie ihrer vorzüglichen Speicherfähigkeit als fester, gasförmiger oder flüssiger Energieträger. Sie steht auch dann zur Verfügung, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Photovoltaik, Solarthermie und Windkraft weisen zwar eine höhere Flächeneffizienz als die pflanzliche Photosynthese auf, die Biomassenutzung ist ihnen aber in ihrer kaskadischen Nutzungsmöglichkeit deutlich überlegen. Diese Vorteile sind gegen mögliche Nachteile sorgfältig abzuwägen, die mit dem Anbau und der Nutzung von Energiepflanzen verbunden sein können. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass die Bereitstellung von Bioenergie aus Energiepflanzen nicht immer den gewünschten Effekt hinsichtlich der Minderung von Treibhausgasen (THG) hat, insbesondere wenn durch den Anbau von Biomasse ein Landnutzungswandel verbunden ist. Daher gilt es die bestehenden Bioenergielinien weiter zu entwickeln, indem Anbauflächen für Biomasse noch effizienter genutzt, Aufbereitungsverfahren verbessert und organische Reststoffe aus der Landwirtschaft verstärkt genutzt und in ganzheitliche Systeme eingebunden werden. Hierzu liefert das ATB innovative Konzepte in der gesamten Prozesskette vom Anbau von Energiepflanzen, über deren Ernte, Lagerung und Konversion zu Biogas, Biokohle und Festbrennstoffen bis hin zur umfassenden Bewertung der Prozesse. 

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