Stoffliche und energetische Nutzung von Biomasse

Foto: ATB

20. Juni 2012

Leibniz-Agrarforscher in Brandenburg fordern Wertewandel 

Anlässlich einer gemeinsamen Festveranstaltung zum 20-jährigen Gründungsjubiläum am 20. Juni 2012 im Hans Otto Theater Potsdam forderten die Leiter der drei agrarwissenschaftlichen Leibniz-Institute im Land Brandenburg ein Umdenken im Umgang mit den natürlichen Ressourcen für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion und gesunde Ernährung. Im Beisein zahlreicher Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft würdigten Staatssekretär Peter Bleser, BMELV, die Brandenburgische Wissenschaftsministerin Sabine Kunst und der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft Karl Ulrich Mayer die Arbeit der Leibniz-Institute für Agrartechnik Potsdam-Bornim (ATB), für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren/Erfurt (IGZ) und für Agrarlandschaftsforschung Müncheberg (ZALF).

Ernährung ist eine der drängendsten Fragen der Zukunft. Die Herausforderung besteht nicht nur darin, für eine wachsende Weltbevölkerung mehr zu produzieren, sondern sichere und qualitativ hochwertige Lebensmittel zu erzeugen, betonte IGZ-Direktor Prof. Dr. Eckard George. In ihren Vorträgen zu Qualität, Energie und Nachhaltigkeit unterstrichen die Direktoren der drei Leibniz-Einrichtungen insbesondere die Notwendigkeit eines effizienteren Umgangs mit natürlichen Ressourcen. Wie sollte die Landnutzung der Zukunft aussehen, um sowohl die Erzeugung von Lebensmitteln, biogenen Stoffen und Energie in ausreichender Menge zu ermöglichen als auch den Menschen eine möglichst hohe Umwelt- und Lebensqualität und der Natur vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten? 

"Unser Ziel muss z.B. sein, mehr Energie zu produzieren als zu verbrauchen - und in der Bewertung, ob uns das gelingt, naturale Kriterien wie Kohlenstoffbilanzen zugrunde zu legen", mahnte Prof. Dr. Reiner Brunsch, ATB. "Die Welt funktioniert nach Naturgesetzen, aber wir bewerten das Ergebnis unseres Wirtschaftens nach rein ökonomischen Kriterien. Um zu nachhaltigen Ergebnissen in der Nutzung endlicher natürlicher Ressourcen zu gelangen, nicht nur zu kurzfristigen wirtschaftlichen Erfolgen, brauchen wir ein gesellschaftliches Umdenken. Wir brauchen neue Wertmaßstäbe", forderte Brunsch. 

"Auch die Agrarpolitik muss sich Nachhaltigkeitskriterien stellen, denn Nachhaltigkeit ist eine gemeinsame gesellschaftliche Herausforderung", unterstrich Prof. Dr. Hubert Wiggering, ZALF. 

"Man kann nicht oft genug betonen, wie wichtig die Agrarforschung für die langfristige Sicherung der Welternährung ist," sagte der Parlamentarische Staatssekretär im BMELV Peter Bleser in seinem Grußwort. "Der Druck auf die Agrarfläche nimmt zu - wir benötigen Nahrung, erneuerbare Energien, nachwachsende Rohstoffe und den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen. Deshalb brauchen wir innovative Forschung für die Lösungen der Zukunft", so Staatssekretär Bleser. 

Auch Prof. Dr. Karl Ulrich Mayer, der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, sprach sich in seinem Grußwort dafür aus, angesichts der globalen Herausforderungen die agrarwissenschaftliche Forschung weiter auszubauen. Die soeben im Leibniz-Präsidium beschlossene Förderung des Leibniz-Forschungsverbundes "Nachhaltige Lebensmittelproduktion und gesunde Ernährung" setzt hier ein Zeichen: Im interdisziplinären Verbund werden 12 Leibniz-Institute diese komplexen Zukunftsfragen gemeinsam bearbeiten - von der molekularen Ebene bis zu volkswirtschaftlichen Fragen. 

Die Brandenburgische Wissenschaftsministerin Prof. Dr.-Ing. Sabine Kunst zeichnete die Bedeutung der landwirtschaftlichen Innovation für Brandenburg im historischen Kontext bis in die Gegenwart nach. Sie hob die Innovationskraft der drei agrarwissenschaftlichen Einrichtungen hervor, die seit Anfang 2012 im Wissenschaftsministerium angesiedelt sind. "Die außeruniversitären Einrichtungen in Brandenburg sind exzellente Kooperationspartner und tragen auch bei zum großen Prestige der Hochschulen des Landes", so Kunst. 

ATB, IGZ und ZALF erhalten zu je 50 Prozent institutionelle Förderung aus dem Haushalt des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (MWFK). Die drei agrarwissenschaftlichen Leibniz-Institute in Brandenburg beschäftigen insgesamt 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das jährliche Budget beträgt insgesamt knapp 50 Mio. Euro, davon mehr als 14 Mio. Euro wettbewerblich eingeworbene Forschungsgelder. 

Kontakt: Helene Foltan - Presse und Öffentlichkeitsarbeit, ATB

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