Beim DiLan-Stammtisch in Bronkow am 26. August zeigten sich die Landwirt*innen besorgt. Die Vorgaben der Politik, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu verringern und in Deutschland ab 2023 auf den Wirkstoff Glyphosat zu verzichten, setzt die Agrarbranche unter Wandlungsdruck. Wann sind Alternativen für Glyphosat verfügbar?
Sensorgestützte Technologien zur Früherkennung und Bekämpfung von Schadorganismen und Verfahren zur mechanischen Unkrautbekämpfung könnten zukünftig helfen, die Mengen an Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren.
Über Ergebnisse aus Feldversuchen zu neuen Anwendungen tauschten sich 25 Landwirt*innen aus Südbrandenburg am 26. August in Bronkow mit Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Forschungseinrichtungen aus. Zu der Veranstaltung hatte das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) gemeinsam mit dem Bauernverband Südbrandenburg im Rahmen des Kommunikationshubs Digitale Landwirtschaft geladen.
Ergebnisse aus Feldversuchen
Dr. Jürgen Schwarz, wissenschaftlicher Versuchsfeldleiter am Julius Kühn-Institut, stellte neue Erkenntnisse zu Wirkstoffverfügbarkeit, Resistenzentwicklung und Alternativen für Glyphosat vor. „Wir beobachten, dass die Liste der zugelassenen Pflanzenschutzmittel kürzer wird, die Resistenzentwicklung der Unkräuter zunimmt und es bisher noch kein vergleichbares Herbizid zu Glyphosat am Markt gibt“, fasste Schwarz zusammen.
Dr. Karl-Heinz Dammer, Koordinator mehrerer Forschungsprojekte im sensorgestützten präzisen Pflanzenschutz am ATB, betonte, dass mit zunehmender Sensoranwendung ein routinemäßig flächeneinheitlicher Pflanzenschutz nicht mehr zeitgemäß sei. „In der Forschung zielen wir auf eine frühe Identifizierung von Schadorganismen im Feld ab, um zukünftig gefährdete Bereiche gezielt spritzen zu können. Damit können wir der Massenvermehrung von Schaderregern frühzeitig entgegenwirken.“
Die Zeit drängt
Viele Landwirt*innen fühlen sich in dem Veränderungsprozess von der Politik nicht ausreichend mitgenommen, wie die Diskussion im Teilnehmerkreis zeigte. Die zunehmenden Auflagen, auf Wirkstoffe zu verzichten, ohne dass vergleichbare bezahlbare Lösungen auf dem Markt sind, gefährdeten den Ertrag und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. „Wie ein Boxer, dem die Hände hinter dem Rücken zusammengebunden sind“, beschrieb eine Teilnehmerin die Situation ihres landwirtschaftlichen Betriebs.
Fazit
Das Gespräch mit der Politik sei dringend notwendig. Während die Wissenschaft nur konstatieren könne, was funktioniere und was nicht, sei nun die Politik gefragt, um die neuen Anwendungen in der Praxis zu fördern und damit deren Kosten zu senken, so das Fazit der Diskussion. Gesprächspartner aus der Politik waren beim Stammtisch nicht vertreten.
Das Kommunikationshub Digitale Landwirtschaft (DiLan) bringt Wissenschaftler*innen und Landwirt*innen zu aktuellen Anwendungen aus der Präzisionswirtschaft im Pflanzenbau zusammen.
Die nächste Veranstaltung ist am 29. September 2020 zum Thema „Klimadaten mit Sensoren im Feld messen und auswerten“ als Praxisworkshop für Landwirt*innen in Weggun geplant.
Mehr Informationen zur Veranstaltung und zur Anmeldung finden Sie unter www.atb-digitalfieldlab.de
Kontakt zu den Experten des Stammtischs
- Dr. Jürgen Schwarz, wissenschaftlicher Versuchsfeldleiter am Julius-Kühn Institut
- Dr. habil. Karl-Heinz Dammer, Experte sensorgestützter Präzisionspflanzenschutz am ATB
Kontakt DiLan
- Nina Schwab, Projektmanagement Kommunikationshub Digitale Landwirtschaft (DiLan)